Zitate, Redewendungen und Begriffe des Schachspiels in der deutschen Sprache

„Fußball ist wie Schach, nur ohne Würfel“ ist in Deutschland ein berühmtes Zitat aus der Welt des Fußballs und der Satire (Gerüchten zufolge wird das Zitat Podolski zugeschrieben, soll aber von Böhmermann stammen?). Nun kommt in dem Zitat aber auch noch eine andere Sportart vor: Schach. In diesem Artikel wollen wir uns nun einmal ein paar Redewendungen und Begriffe aus dem Bereich Schach angucken, die in der deutschen Sprache verwendet werden:

Damengambit

Die Serie „Damengambit“ erreicht international eine große Bekanntheit. Tatsächlich stammt dieser Titel von dem Namen einer Spieleröffnung im Schach. Die ersten Züge eines Schachspiels werden Eröffnung genannt. Hierbei bekommen verschiedene Zugkombinationen von Eröffnungen unterschiedliche Namen. Bei einem Gambit geht es darum (meist) einen Bauern schlagen zu lassen und dafür einen Positionsvorteil zu bekommen. Beim Damengambit wird mit dem Bauern vor der Dame gestartet und wenn möglich danach der Bauer, der eine Linie weiter außen ist, für ein Opfer angeboten.

In Zugzwang geraten

Wenn ich in Zugzwang geraten bin, denn bin ich in einer Situation, wo ich handeln muss, auch wenn es unangenehm ist und ich im Zweifel eigentlich gerne nicht reagieren wollen würde. Im Schach ist es nicht möglich, einen Zug auszusetzen. Das bedeutet, dass ich auch einen Zug durchführen muss, wenn alle möglichen Züge mir einen Nachteil bringen. Häufig hört man, dass jemand in Zugzwang geraten ist, wenn es um schwere Entscheidungen geht, daher zum Beispiel oft auch in politischer oder wirtschaftlicher Berichterstattung.

Es gibt nur ein Mittel, im Schachspiel unbesiegt zu bleiben. Spiele nie Schach. (Tucholsky)

Schach spielen und Sprachen lernen haben tatsächlich einige Gemeinsamkeiten. Wenn wir uns das Zitat von Tucholsky ansehen, sehen wir eine dieser Gemeinsamkeiten. Häufig kommen wir in Situationen, wo Menschen Angst haben, Fehler zu machen und sich dadurch teilweise kaum trauen etwas zu tun oder zu sagen. Um von Fehlern lernen zu können, müssen wir aber auch erstmal in die Situation kommen, Fehler machen zu können. Wer unbedingt keine Fehler in einem Schachspiel oder beim Sprechen einer Sprache machen möchte, ist am besten damit beraten, kein Schachspiel anzufangen und die Sprache einfach nicht zu sprechen. Um aber erfolgreich beim Spielen oder Sprechen zu werden, empfiehlt es sich, diese Tätigkeiten regelmäßig durchzuführen und, wenn Fehler auftreten oder man ein Spiel verliert, aus diesen Fehlern zu lernen. 

Rochade

Normalerweise hat jede Figur ein bestimmtes Set an möglichen Zügen, wobei dafür relativ irrelevant ist, an welcher Position die Figur steht oder, ob sie zuvor bereits berührt wurde. So ist es möglich mit wenigen Regeln alle möglichen Züge zu erklären. Hiervon gibt es aber Ausnahmen wie die Rochade und das en passant Schlagen. Bei der Rochade dürfen zwischen einem Turm und dem König keine Figuren mehr stehen und sowohl Turm als auch König dürfen noch nicht bewegt worden sein. Wenn diese Voraussetzungen zutreffen, darf der König zwei Züge auf den Turm zugehen und der Turm wird daraufhin auf die andere Seite des Königs gestellt. Dies ist mit beiden Türmen möglich. Da Turm und König für die Rochade zuvor noch nicht bewegt worden sein dürfen, ist dies nur einmal pro Spieler*in pro Partie möglich und dabei nur entweder mit dem einen oder mit dem anderen Turm. Zusätzlich darf nur rochiert werden, wenn der König vor dem Zug nicht um Schach steht, nach dem Zug im Schach stehen würde oder bei der Rochade durch ein Schach laufen würde.

Ich erinnere mich aus meiner Schulzeit daran, dass eine Freundin und ich öfter mal darum gebeten wurden, im Klassenzimmer „zu rochieren“. Dabei ging es darum, dass wir unsere Sitzplätze tauschen sollten, beispielsweise wenn eine von uns dichter am Gang sitzen sollte. Das kam auch gerne mal vor, wenn wir in einem Auto saßen und auf der Rückbank die Plätze wechseln sollten, weil die andere früher aussteigen musste und so dichter an der Autotür sitzen würde.

En passant

Dieser Ausdruck kommt wie manch anderer Ausdruck im Schach aus dem Französischen. Hierbei geht es darum, dass Bauern in bestimmten Stellungen andere Bauern „im Vorübergehen“ (= en passant) schlagen dürfen. Bauern dürfen nur in ihrer Startposition bis zu zwei Felder in einem Zug geradeaus gehen. Wenn sie diese zwei Felder geradeaus ziehen und dabei neben einem gegnerischen Bauern landen, darf dieser gegnerische Bauer den Bauern en passant schlagen. Eigentlich können Bauern nur diagonal (also schräg) schlagen. Die en passant Regel schafft damit einen Ausgleich für Situationen, wo der Doppelschritt sonst umgehen würde, dass ein Bauer von einem gegnerischen Bauern geschlagen werden könnte, sollte der Bauer nur ein Feld vorgehen.

Hobby-Vokabular im Alltag

Wenn wir Dinge, die wir regelmäßig machen, mit dem Sprachenlernen verbinden, brauchen wir auch das spezielle Vokabular dieses Bereichs, so z.B. Schach-Vokabular, wenn wir Schach mit dem Sprachenlernen verbinden möchten. Gleichzeitig hat aber auch Wortschatz aus dem Schachbereich den Einzug in die Alltagssprache gefunden, weshalb nicht mehr nur Spieler*innen in Zugzwang geraten, sondern auch Politiker*innen und CEOs. Fallen euch noch andere Ausdrücke ein, in denen Schach eine Rolle spielt?

Ein Wagnis: als Linguistin am Schachbrett

Für einen Artikel bei „Language At Play“ habe ich mich in die Höhle des Löwen getraut. Ich habe einen Selbstversuch gewagt und dabei getestet, was passiert, wenn eine Linguistin am Schachbrett sitzt.

Wer mich kennt, weiß natürlich, dass dies nicht das erste Mal war, dass ich am Schachbrett saß. In einem vorherigen Blogartikel auf diesem Blog habe ich bereits über frühere Schacherfahrungen von mir berichtet und dort darüber geschrieben, wie mir Schachfahrten beim Sprachenlernen geholfen haben und mich nochmal neu motiviert haben.

Ich denke, dass sich die Themen Schach und Sprache(n) großartig verbinden lassen, wie die beiden Artikel bereits zeigen. Falls ihr mehr über diese Themenkombination lesen möchtet, schreibt mir gern oder postet über die Artikel über Social Media! Das Teilen meiner Artikel würde mich sehr freuen!

Französisch und Englisch am Schachbrett: Hobbys nutzen beim Sprachenlernen

In diesem Artikel möchte ich darüber berichten, wie ich zum ersten Mal meine Französischkenntnisse aus der Schule im echten Leben anwenden konnte und was ich aus diesen Erfahrungen gelernt habe. 

ein Teil eines Schachbretts mit Figuren
Hobbys nutzen, um mit Leuten in Kontakt zu kommen. Beispiel: Schach.

Zum Schach nach Paris

Als ich Teenager war, hatten wir an unserer Schule einen Lehrer, der schachbegeisterte Schüler*innen unterstützte und regelmäßig mit Jugendgruppen für ein paar Tage zu einem Schachturnier nach Paris fuhr. Durch Freundinnen, die regelmäßiger Schach spielten, hatte ich davon gehört und hatte mich dann mit einer Freundin dazu entschieden, bei so einer Schachfahrt mitzufahren. 

Das Schachturnier war ein normales Turnier, wo außer unserer Gruppe vor allem Erwachsene, die in Frankreich lebten, spielten. Das hatte zur Folge, dass wir mit anderen Turnierteilnehmenden nur auf Englisch oder Französisch kommunizieren konnten. Ein paar von uns hatten in der Schule nie Französisch gelernt, andere, so wie ich, waren es nicht gewohnt, Französisch tatsächlich auch außerhalb des Unterrichts nutzen zu können (oder müssen). 

Sicht durch einen Rundbogen zum Eiffelturm in Paris
Reisen allein verbessert die Sprachkenntnisse noch nicht automatisch, sie können aber dabei helfen, Leute zu treffen, die die Sprache sprechen, die du gerade lernst.

„Wie heißt eigentlich der Springer auf Französisch?“

Im Turnierschach ist es so, dass man sich häufig nach einem Spiel mit der Person, gegen die man gespielt hat, zusammensetzt und die gespielten Züge durchgeht und bespricht. Ein Gegner, den ich hatte, besprach das gesamte Spiel auf Französisch mit mir. Bis dahin wahrscheinlich das komplizierteste Gespräch, was ich bis dahin jemals auf Französisch gehalten hatte. 

Als Reisegruppe sprachen wir untereinander Deutsch und auch, wenn wir unterwegs waren, war die meiste Zeit das höchste der Gefühle mal ein paar einzelne Worte Englisch oder Französisch zu Verkäufer*innen zu sprechen. Dieses Schachturnier hatte aber dafür gesorgt, dass wir nicht nur oberflächlich Kontakt zu den Leuten bekamen, die in und um Paris lebten, sondern auch längere Gespräche miteinander führten – und mal ehrlich, in welchem Französischkurs wäre ich sonst mal auf das Thema „Schach“ gekommen? 

Mit Menschen in Kontakt treten und Gesprächsthemen finden

Aus dieser Fahrt habe ich gelernt, dass Aktivitäten wie so ein Schachturnier helfen können, Gesprächsthemen zu finden und so die Sprachkenntnisse, die man sich erarbeitet hat, auch zu nutzen und neue Themen und Ausdrücke kennenzulernen. Unser Schulunterricht damals fand in einem sehr isolierten Raum statt. Wir hatten wenig Möglichkeiten, das Gelernte tatsächlich zu nutzen. Diese Fahrt hat mir auch gezeigt, dass eine Reise in eine Region, in die eine Sprache gesprochen wird, die man lernt, nicht unbedingt bedeutet, dass man diese dabei wirklich übt. Wäre unsere Reisegruppe unter sich geblieben, hätte ich bei Weitem nicht so viel Französisch von dieser Fahrt mitgenommen. 

Warum erzähl ich diese Geschichte? Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass es hilfreich ist, die eigenen Hobbys als Gesprächsthemen zu nutzen und über diese Möglichkeiten zu suchen, mit Leuten ins Gespräch zu kommen. Das hilft beim Reisen, aber auch überall anders, wo man versuchen möchte eine Sprache mehr zu verwenden. 

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Liebe Grüße gehen raus an alle Menschen, die sich in diesem Artikel wiedererkennen und an den Schachlehrer, der uns so viele Erfahrungen ermöglichte, indem er mit uns solche Schachfahrten gemacht hat. Vielen Dank dafür! Merci beaucoup! 🙂