Spätestens seit meiner Bachelorarbeit führe ich regelmäßig die eine oder andere Version dieses Gesprächs, sobald das Thema auf mein Studium oder spezieller die Themen in meinem Studium kommt. Mein Bachelor war im Fach Portugiesisch. Wenn ich das gesagt habe, hatten einige Personen die Vorstellung, dass ich mein Studium ausschließlich mit Feiern und Portugiesisch lernen verbracht habe. Dass der Fokus vielmehr auf Sprach- und/oder Literaturwissenschaft lag, das wussten viele nicht und ich bekam die ersten überraschten Blicke.
Nächste Station: Adjektive. Es ging nun also darum, dass ich mich im Studium vor allem auf Sprachwissenschaft konzentrierte. Meine Bachelorarbeit drehte sich um die Position von Adjektiven im Portugiesischen. Bevor ich die erste Arbeit zu Adjektiven geschrieben hatte, stellte ich mir dieselbe Frage: Was schreib ich denn jetzt auf so vielen Seiten über Adjektive? Eine einfache Antwort wäre: In einer wissenschaftlichen Arbeit wird über die Forschungsergebnisse, die man zuvor erarbeitet hat, geschrieben. Aber wie viel hilft diese Antwort wirklich weiter? Die Frage bleibt ja, was macht man, damit man Ergebnisse bekommt, um darüber so viel zu schreiben?
Nicht ganz ernstgemeinte Antwort: Ich habe jetzt schon zwei Absätze geschrieben, ohne wirklich darauf einzugehen, was Adjektive überhaupt sind und was sie so besonders macht, dass es sich lohnt, daran zu forschen. Auch so füllen sich Seiten, auch wenn das nicht unbedingt effektiv sein mag, wenn es darum geht, die Seiten mit sinnvollen Inhalten zu füllen.
Ok, kommen wir jetzt zu den Adjektiven. Adjektive sind die Wörter, mit denen wir Dinge beschreiben, zum Beispiel „süße“ in „der süße Hund“ (Beispiel 1; Anmerkung der Autorin: Während ich das hier schreibe, liegt ein extremsüßer Hund neben mir und hätte gerne etwas Aufmerksamkeit!).
(1) Der süße Hund
Nun gibt es auch noch einen Unterschied zwischen attributiven und prädikativen Adjektiven. Das Beispiel gerade, „der süße Hund“ (1) ist ein Beispiel für ein attributives Adjektiv, weil dieses direkt am Nomen, welches es beschreibt, steht. Ein Beispiel für ein prädikatives Adjektiv wäre „süß“ in „der Hund ist süß“ (Beispiel 2). So weit so gut.
(2) Der Hund ist süß.
Im Deutschen stehen attributive Adjektive normalerweise vor dem Nomen, das sie beschreiben. In anderen Sprachen, so wie Portugiesisch und Spanisch, stehen attributive Adjektive häufig nach dem Nomen, das sie beschreiben. Je nach Bedeutung, Kontext, Adjektiv und Nomen kann das Adjektiv aber auch vor dem Nomen stehen. Die Reihenfolge hängt hier von unterschiedlichen Faktoren ab! Die Sätze (3) und (4) sind Beispiele aus dem Spanischen dafür.
(3) El balón rojo (Arnaus Gil 2015: 254)
der Ball rot
„der rote Ball“
(4) La mera explicación (Arnaus Gil 2015: 255)
„Die reine Erklärung“
Fragen, die sich nun stellen können: Von welchen Faktoren hängt ab, in welcher Reihenfolge die Adjektive und Nomen aufeinander folgen? Gibt es hierbei Unterschiede im Detail bei Sprachen, die sich strukturell so ähnlich sind wie Spanisch, Portugiesisch, Italienisch und Französisch? Gibt es vielleicht regionale Varietäten? Und was passiert mit den Adjektiven und der Reihenfolge bei Kindern, die mehrere Sprachen sprechen, wo die Reihenfolge unterschiedlich ist? Und was passiert in Sätzen, wo innerhalb des Satzes zwischen solchen Sprachen gewechselt wird?
Und damit sage ich „Willkommen im rabbit hole der Adjektive“. Wer jetzt neugierig auf das Thema geworden ist, kann gerne weiterrecherchieren oder mich kontaktieren. Es gibt einiges an Literatur zu dem Thema.
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In diesem Artikel habe ich in den Beispielsätzen die Adjektive unterstrichen und die Nomen fettgeschrieben dargestellt. Der Name mit den Zahlen in Klammern hinter den Beispielen (3) und (4) verweist auf den Text, den ich damit zitiere, aus dem diese Beispiele stammen. Arnaus Gil ist der Nachname der Autorin, deren Text ich zitiere, 2015 ist das Veröffentlichungsjahr des Textes und die Zahl dahinter stellt die Seitenzahl da, aus der das Zitat stammt.
Hier ist einmal die ganze bibliographische Angabe:
Arnaus Gil, Laia. 2015. „Intrasententiales Code-Switching Zwischen Adjektiv Und Nomen“. In: Code-Switching: Spanisch, Französisch, Italienisch. Eine Einführung; Natascha Müller, Laia Arnaus Gil, Nadine Eichler, Jasmin Geveler, Malin Hager, Veronika Jansen, Marisa Patuto, Valentina Repetto, und Anika Schmeißer (hrsg), 253– 290. Tübingen: Narr.
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P.S.: Jetzt wo nach sage, dass ich „Romanistische Linguistik“ (der Titel meines Masterstudiengangs) studiere, überspringe ich eher das Stadium, wo mein Gegenüber denkt, dass ich „nur Sprachen lerne“ und wir beginnen direkt mit den großen Fragezeichen „Was machst du denn da?“. Wer sich dafür interessiert, was ich da wirklich mache, kann gerne weiter durch den Reiter „Academia“ auf dieser Seite durchklicken.