Videospiele: Eine Methode zum Kennenlernen von Menschen und zum Üben von Sprachen

Spaß beim Lernen haben

In einem vorherigen Beitrag habe ich darüber geschrieben, wie Hobbys beim Sprachenlernen helfen könnenund habe dabei von einem Schachturnier in Frankreich erzählt. Nun hat nicht jede Person die Möglichkeit in eine Region zu gehen, in der die Sprache, die man lernen möchte, von weiten Teilen der Gesellschaft gesprochen wird. Der Kern der Message sollte sein: Guckt wie ihr Sachen, die euch Spaß machen und die ihr sowieso tut, nutzen könnt, um in Situationen zu kommen, in denen ihr die Sprache, die ihr lernt, nutzen könnt. 

Videospiele zum Lernen nutzen

In diesem aktuellen Beitrag soll es nun nicht um Schach gehen, sondern um Videospiele. In meiner Schulzeit waren Computerspiele der Grund dafür, dass wir schon von griechischer Mythologie wussten, bevor wir unsere erste Geschichtsstunde hatten. Man erklärte uns, dass Spiele natürlich nicht die Realität abbilden und sich einiges ausgedacht wird, um die Geschichte dramatischer klingen zu lassen oder spielbarer zu gestalten. Dasselbe gilt bei Spielfilmen. Gerüchten zu Folge ist auch nicht alles so passiert, wovon in Asterix und Obelix erzählt wird. Während aber manche Leute Spiele und Filme verteufeln und jüngere Generationen, die damals tendenziell eher Computerspiele gespielt haben, dafür verurteilt haben, dass sie ihre Zeit vergeudeten, haben diese Spiele dafür gesorgt, dass wir uns schon früh für Themen aus der Weltgeschichte interessierten. 

Interesse wecken für mehr Motivation

Es gibt einen Videokanal (Sommers Weltliteratur To Go), auf dem mit Playmobil Kurzversionen von berühmter Literatur nachgespielt werden. Diesem Kanal wird zum Teil vorgeworfen, dass er dafür sorge, dass „die jungen Leute“ die Originale nicht mehr lesen würden. Tatsächlich sorgt er aber dafür, dass Menschen die Geschichten zugänglicher präsentiert bekommen und sich so aussuchen können, wofür sie sich interessieren und denn die passenden Bücher gezielter lesen können. Es bringt auch eine höhere Zugänglichkeit für Personen, die so dicke Bücher vielleicht gar nicht lesen könnten. Mittlerweile wird das Projekt sogar vom Reclam Verlag unterstützt.

In meinen Deutschkursen habe ich diesen Videokanal schon öfter empfohlen, weil so die Geschichten in deutscher Sprache auch für diejenigen, für die das Original sonst vielleicht zu anstrengend und nicht auf einem passenden Niveau wäre, zugänglicher werden. 

Besonderheiten von Videospielen als Medium

Videospiele können die Geschichten noch erlebbarer machen. Beim Lesen von Büchern, dazu zähle ich explizit auch das Hören von Hörbüchern, wird die Fantasie anders aktiviert als beim Sehen von Filmen, wo die Darstellung der Umgebung und der Figuren expliziter von denjenigen, die den Film erstellen, vorbestimmt werden. In Spielen ist es möglich, die Geschichte oder die Umgebung nochmal anders durchzugehen und zu erleben. Je nach Setting kann man freiere Entscheidungen treffen oder die Umgebung genauer ansehen, ohne die Geschichte voranzutreiben. MMOs wie Aion treiben diese Eigenschaft noch auf die Spitze. In Spielen, die darauf ausgelegt sind, dass man sie regelmäßig spielt und nicht einfach in ein paar Wochen durchspielt, fokussieren sich darauf, dass man sich innerhalb der Welt, die in eine Geschichte eingebaut wurde, bewegt und dort eine Art Alltag mit regelmäßig wiederholbaren Quests und wiederholbar bespielbaren Instanzen aufbaut. 

Über Spiele mit Menschen verbinden

In MMOs gibt es die Möglichkeit, mit vielen verschiedenen Menschen zu spielen und neue Menschen kennenzulernen, die auch Spaß am jeweiligen Spiel haben. Auf diesem Weg haben sich schon einige langfristige Freundschaften gebildet. So gibt es eine weitere Möglichkeit, von zuhause aus Personen kennenzulernen, die an einem ganz anderen Ort leben. Natürlich birgt dies auch Gefahren, da sich böse Absichten online teilweise einfacher verschleiern lassen. Gleichzeitig bringt die Online-Welt für einige Personen aber auch Möglichkeiten, sich freier zu entfalten. In vielen Spielen kann man die Figur(en), die man spielt, selbst gestalten. Man kann in Gruppen Dinge unternehmen, ohne die Wohnung verlassen zu müssen. Man kann auch Namen austesten oder Communities zu einem bestimmten Thema finden. 

Von der einfachen Bestenliste zum Voicechat: Verschiedene Wege der Kommunikation im Spiel

Ob man Videospiele spielt und wenn ja, welche Art von Videospiel einem gefällt, ist eine sehr persönliche Entscheidung. Mit Computern, Spielekonsolen, Smartphones, Tablets und verschiedenen Geräten, die in der Handtasche transportiert werden könnten, gibt es extrem verschiedene Möglichkeiten, Spiele auf Geräten zu spielen. Dies birgt das Potenzial, auch auf sehr unterschiedlichen Arten spielen zu können. Teilweise ist es sogar möglich, über verschiedene Plattformen dasselbe Spiel zu spielen. Diablo 3 ist beispielsweise spielbar auf PC und Playstation, während Forge of Empires spielbar per Browser und Smartphone-App ist. In extrem vielen Spielen ist es möglich, mit anderen Menschen zu kommunizieren. In Aion kooperiert man beispielsweise direkt miteinander, um bestimmte Ziele zu erreichen. Für manche Quests oder Instanzen sind mehrere Personen sogar notwendig. Gleichzeitig ist es auch möglich gegen andere Spieler*innen zu kämpfen. Auf dem Bildschirm kann man die Figuren voneinander sehen und sollte man einen Voicechat zusätzlich verwenden, hört man das eigene Team sogar, um für die Kooperation Absprachen zu treffen. In Spielen wie Forge of Empires ist die Kooperation eingeschränkter. Es gibt in beiden Spielen Chats und Gruppen, auch in Forge of Empires gibt es Gruppenaufgaben zur Kooperation, es findet alles aber etwas distanzierter statt. Gleichzeitiges Spielen bringt keine großen Vorteile, Kommunikation findet meist eher nur schriftlich statt, Absprachen, wenn sie überhaupt stattfinden, fallen wesentlich weniger komplex aus, weil die wichtigsten Aktionen vom Individuum entschieden und durchgeführt werden. Im Vergleich dazu ist die Kommunikation auf Duolingo sehr minimiert. Es ist möglich, sich mit anderen zu verbinden und sich so vergleichen zu können oder zu sehen, was die anderen Personen zu erreicht haben, Kommunikation mit diesen Personen ist aber kein großer Fokus der App, sondern eher das Durchspielen der Aufgaben und sich dann gegenseitig mit den erzielten Ergebnissen zu vergleichen. 

Was die Spiele aber gemeinsam haben, ist, dass es zum Austausch zu den Spielen jeweils eigene Foren gibt. Es gibt auch zu vielen Spielen, egal wie kommunikativ sie selbst ausgelegt sind, Communities auf Social Media Plattformen. Gerade im Bereich Videogames gibt es auch viele Online-Streams und Videokanäle mit Videos von Leuten, die solche Spiele spielen. Es ist also auch unabhängig vom Spiel selbst möglich, über diverse Wege, über das Spiel zu sprechen und mit Menschen in Kontakt zu treten. 

Videospiele und das Sprachenlernen

Nun haben wir besprochen, wie Videospiele bei Motivation und Interesse an Themen helfen können und wie Videospiele zu Kontakt mit Menschen führen können. Gehen wir nun einen Schritt weiter: Videospiele als Methode, um Sprachen zu üben. Wie wir wissen, besteht Sprachenlernen aus verschiedenen Teilen: Hören/sehen, lesen, sprechen/gebärden, schreiben, Vokabeln und Grammatik, wobei nicht jede Sprache auch eine Schriftsprache ist. Wie schreiben und sprechen in Videospielen geübt werden kann, sollte aus dem Abschnitt zum Kontakt mit Menschen klar werden. Schriftliche Chats, Foren, Streams und Voicechats für die Kommunikation mit anderen Spieler*innen unterstützen Lernende beim Üben. Über Videosequenzen und sprechenden Figuren im Spiel und über Questtexte und schriftlichen Aufgaben oder eben auch über Chats und Foren kann das Hören und Lesen geübt werden. Viele Streams beinhalten auch Videos der Streamenden, so dass über Videochats und Streams auch Gebärden sichtbar gemacht werden können und genauso auch das Gebärden oder das Verstehen von Gebärden geübt werden kann. Durch die Nutzung dieser verschiedenen Kompetenzen, können Vokabeln geübt werden, die entweder Teil der Geschichte, der Aufgaben oder der Kommunikation über das Spiel häufig genutzt werden. 

Tipps für die Praxis: Inhalte in verschiedenen Sprachen finden

Um einen breiten Markt bespielen zu können, werden viele Spiele in verschiedenen Sprachen und Regionen veröffentlicht. Dadurch gibt es häufig auch Foren in verschiedenen Sprachen, genauso wie Streams in verschiedenen Sprachen stattfinden. Manchmal hilft es bei der Informationssuche zu einem Spiel, auch, in Foren in anderen Sprachen nachzusehen, weil dort vielleicht ein Thema besprochen wurde, was in der eigenen Sprache nicht vorkam. Nehmen wir nochmal das Beispiel Aion. Das Spiel kommt aus Korea, weshalb die neuesten Informationen zum Spiel selbst auf Koreanisch am einfachsten zu finden sind. Es gibt aber auch Publisher in anderen Regionen wie die USA und Europa. Updates aus Korea werden erst später in den anderen Regionen eingeführt, so dass ein Update, das in Europa frisch auf die Server gespielt wurde, in anderen Regionen schon länger gespielt wurde. Wenn man nun nach Informationen sucht, wie man ein bestimmtes Ziel am einfachsten erreicht, kann es helfen, nach Informationen aus der USA oder Korea zu gucken. In der Vergangenheit wurden beispielsweise Tools auf russischen Webseiten zu Aion verwendet, um bestimmte Werte für das Spiel zu berechnen. Diese Webseiten wurden dann für den außer-russischen Markt in andere Sprachen (meist Englisch) übersetzt. 

Aktuell ist es so, dass es beim europäischen Aion-Publisher Gameforge zwei internationale, einen deutschen und einen französischen Server gibt. Dementsprechend wird das Spiel auf Deutsch, Englisch und Französisch angeboten und auch das Forum ist demtentsprechend gestaltet. In der Vergangenheit wurden auch schon spanische, italienische und polnische Versionen angeboten. Je nachdem wie viele Spieler*innen es auf einem der Server gibt, ist es möglich, dass es sich lohnt, mit Leuten auf einem der anderen Servern oder auf einem der internationalen Servern in der einen oder anderen Sprache miteinander zu kooperieren. Spiele, die nicht nur für einen regionalen Markt erstellt wurden, können also auch bei Mehrsprachigkeit helfen. Es ist teilweise auch möglich, das Spiel in einer anderen Sprache zu spielen, als die Serversprache. Das bedeutet, dass die Kommunikationssprache beispielsweise Französisch ist, die Aufgabentexte und die Fähigkeitenbeschreibungen aber auf Englisch eingestellt werden können, falls man das Gefühl hat, dass alles auf die Sprache umzustellen, die man lernen möchte, eine zu hohe Herausforderung sein würde. 

Die Rolle von Communities

Wenn man Videospiele zum Sprachenlernen nutzen möchte, ist es sinnvoll, auszutesten, mit was für Communities man zu tun hat. Während Sprachlernapps wie Duolingo, Babbel und Drops komplett dafür ausgelegt sind, von Lernenden genutzt zu werden, ist dies bei anderen Spielen nicht unbedingt der Fall. Wenn ich Assassin’s Creed alleine spiele, und ich mal eine Aufgabe nicht richtig verstehe, bin ich die einzige Person, die mit den Konsequenzen leben muss. Bei Spielen, wo große Gruppen miteinander kooperieren müssen und der Voicechat eine große Rolle spielt, kann es sein, dass die anderen Spielenden weniger Verständnis für Fehler zeigen. Vielen Menschen scheint es viel zu einfach zu fallen, andere Leute zu beleidigen. Dies sollte eigentlich das Problem derjenigen sein, die diskriminierendes Verhalten an den Tag legen, drunter leiden tun meistens aber leider genau die anderen. An dieser Stelle möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass es Communities als Gemeinschaft in der Hand haben, Leute auszuschließen, die sich diskriminierend verhalten und jede Person für sich selbst überlegen sollte, wie man sich anderen Menschen gegenüber verhält, so dass alle Spaß haben können. 

Noch ein paar Worte zum Abschluss

Neben den bereits genannten Wegen können natürlich auch Blogbeiträge und Artikel zu Spielen beim Üben des Lesens helfen. Dieser Artikel ist ein Beispiel dafür. Im Online Magazin Language At Play, in dem bereits zwei Artikel von mir veröffentlicht wurden, gibt es beispielsweise mehr Artikel zu Spielen und Sprache zu finden. Mein erster Artikel bei Language At Play war beispielsweise über die Kommunikation bei Online-Konferenzen und was wir dafür aus dem Gaming Bereich lernen können

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Während die Anwendung von Sprachwissen extrem hilfreich ist, um eine Sprache im echten Leben tatsächlich nutzen zu können, hilft es auch, etwas gelenktere Aufgaben zur Grammatik oder bestimmten Gesprächsthemen durchzugehen, um spezielle Bereiche einer Sprache zu verbessern. So kann es beispielsweise helfen, einerseits Videospiele zum Sprachenlernen zu nutzen und gleichzeitig Online-Unterricht zu nehmen. Neben den Sprachlernapps, die im Artikel genannt wurden, gibt es auch die Möglichkeit, zum Beispiel bei Babbel Live in Kleingruppen Sprachunterricht zu nehmen. Wenn dieser Affiliate-Link

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zur Anmeldung verwendet wird, teilt Babbel einen kleinen Teil der Einnahmen mit mir. Auf diesem Weg steigern sich die Möglichkeiten, dass ich weiter Artikel zu Themen rund ums Sprachenlernen schreiben kann. Es gibt auf meinem Blog auch einen Artikel dazu, wie ich zu Babbel Live gekommen bin.